Heinz Heinzmann

Das metrisch-dynamische Universum

Ankündigungen

In diesem Teil wird, wie in der Einleitung angekündigt, die physikalische Beschreibung der Wirklichkeit aus metaphysischen Überlegungen abgeleitet.

Wie soll das geschehen?

Indem die Richtung der physikalischen Erkenntnis umgekehrt wird: was nach dem bisherigen Verständnis den Beginn der Naturbeschreibung bildet – die beobachtbaren Phänomene –, wird zum Endpunkt, und was als letztes Ziel der physikalischen Erkenntnis gilt – das Gesetz, das alles Existierende umfasst –, wird zum Ausgangspunkt. Das ist deshalb möglich, weil die logischen und ontologischen Bedingungen des Anfangsszenarios, von dem alles Seiende ausgeht, von solcher Einfachheit sind, dass das zu diesem Szenario gehörende Gesetz zwingend aus ebendiesen Bedingungen folgt.

Wenn die Naturbeschreibung, wie das historisch der Fall war, ihren Anfang in den Erfahrungen hat, die der Beobachtung von Objekten unserer Umgebung entstammen, dann erscheinen die Elemente der Beschreibung zunächst selbstverständlich: Was könnte klarer sein als der Begriff der Kraft, oder der Begriff der Arbeit, definiert als Wegintegral der Kraft, oder als der Begriff der Energie, definiert als Fähigkeit eines Objekts, Arbeit zu verrichten?

Wie die Entwicklung der Physik zeigt, erweist sich diese Selbstverständlichkeit aber als Täuschung. Mit dem Verlassen des Mesokosmos verblasst die anthropomorphe Anschaulichkeit der Begriffe immer mehr, bis zuletzt nur noch mathematische Definitionen und Messvorschriften übrig bleiben. Damit verschwindet zugleich jeder Anspruch auf eine darüber hinausgehende Interpretation. Das auf gegenständliche Erfahrungen zurückgehende, über die Natur gebreitete begriffliche Netz sinkt zu einem bloßen Anhängsel der Mathematik herab. Das hat zur Folge, dass die Interpretation in eine Sackgasse gerät, aus der es, wie im ersten Teil gezeigt worden ist, nur einen einzigen Ausweg gibt: einigen Begriffen, die gegenständlichen Erfahrungen entstammen, muss ihr Status als Grundbegriffe entzogen werden, und an ihre Stelle müssen andere Begriffe treten.

Aber nicht nur aus diesem Grund ist der Rückzug in die Mathematik problematisch, sondern vor allem deshalb, weil es – wie sich gleich anschließend herausstellen wird – letztlich genau die Unterscheidung zwischen einem mathematischen Objekt und einem wirklich existierenden Objekt ist, die es ermöglicht, die beiden Fragen "Warum ist überhaupt etwas und nicht einfach nichts?" und "Was ist das, was ist?" zu beantworten sowie jenes Einfachste und Allgemeinste zu bestimmen, aus dem Seiendes sich entfaltet und aus dem die Beschreibung des physikalisch Seienden abgeleitet werden kann.

Konkret lautet das Programm dieses Teils folgendermaßen:

Zunächst wird das Szenario bestimmt, das den Urgrund der Wirklichkeit und ihrer Beschreibung bildet.

Aus diesem Szenario folgt die fundamentale Gleichung, wobei die Bezeichnung "fundamental" gleichbedeutend mit der Forderung ist, dass daraus alles abgeleitet werden kann, was überhaupt ableitbar ist.

Von dieser rein philosophisch motivierten Anfangsgleichung führt ein extrem kurzer und einfacher Weg zur Speziellen Relativität sowie zur Newtonschen und zur Einsteinschen Gravitation. Das zugehörige Strukturbild wird aber in allen drei Fällen vollständig verändert.

In analoger Weise – und ebenso unmittelbar – bildet dieselbe Gleichung auch die Basis der Definition der elektromagnetischen Wechselwirkung. Darauf aufbauend kann ein einfaches Atommodell erstellt werden, das – soweit hier durchgeführt – mit dem quantenmechanischen Atommodell identisch ist. Auch bei der elektromagnetischen Wechselwirkung und beim Atomaufbau kommt es zu einer grundlegenden Umstellung des Begründungszusammenhangs.

Konventionell gesprochen, könnte man die Methode eine Geometrisierung der Physik nennen. Es ist aber wesentlich mehr: die physikalischen Begriffe und Zusammenhänge werden nicht bloß geometrisiert, sondern neu begründet: die Begriffe, indem sie auf einen einzigen Begriff, und die Zusammenhänge, indem sie auf einen einzigen Zusammenhang zurückgeführt werden.

Ich werde den Neuaufbau nicht systematisch durchführen, aber in allen Fällen weit genug, dass sowohl die Verbindungen zu den jeweiligen Theorien – in der Form, wie sie zurzeit verstanden werden – wie auch die Unterschiede klar genug erkennbar sind.




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