Heinz Heinzmann

Das veränderte Bild der Wirklichkeit

Vorbemerkung

Die in dieser Arbeit beschriebene Wirklichkeit erscheint deterministisch: an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt vollzieht sich das fundamentale Gesetz.

Zugleich existiert aber Willensfreiheit.

Nach herkömmlicher Überzeugung widersprechen sich diese beiden Sachverhalte.

Die Argumente, durch die dieser Widerspruch beseitigt wird, sind bereits im vorigen Abschnitt enthalten. Da sie dort aber im Dienst des an dieser Stelle erforderlichen spezifischen argumentativen Aufbaus standen – also gewissermaßen nur implizit auftraten –, werde ich sie nun nochmals darstellen, diesmal aber allgemeiner, ausführlicher und explizit auf den Widerspruch bezogen.

Außerdem werde ich auf die Folgen eingehen, die ebendiese Argumente für das Verständnis der Wirklichkeit haben.

Ich habe es bei den bisherigen Ausführungen zur Willensfreiheit vermieden, mich auf meine eigenen physikalischen und ontologischen Hypothesen zu stützen, um die Argumentation zur Willensfreiheit davon unabhängig zu halten. Solange als möglich werde ich auch weiterhin auf diese Weise vorgehen. Schließlich wird es aber unumgänglich sein, auf meine Annahmen zurückzugreifen, weil das Bild erst dadurch vollständig wird.

Willensfreiheit und Determinismus

1814 hat Pierre Simon de Laplace in seinem Essai philosophique sur les probabilités die deterministische Sicht der Wirklichkeit wie folgt formuliert:

"Nous devons […] envisager l’état présent de l’univers comme l’effet de son état antérieur et comme la cause de celui qui va suivre. Une intelligence qui pour un instant donné connaîtrait toutes les forces dont la nature est animée et la situation respective des êtres qui la composent, si d’ailleurs elle était assez vaste pour soumettre ces données à l’analyse, embrasserait dans la même formule les mouvements des plus grands corps de l’univers et ceux du plus léger atome: rien ne serait incertain pour elle, et l’avenir, comme le passé, serait présent à ses yeux."

("Wir haben den gegenwärtigen Zustand des Universums als Folge seines vorherigen Zustands anzusehen und als Ursache desjenigen, der darauf folgt. Eine Intelligenz, der in einem gegebenen Augenblick alle Kräfte bekannt wären, durch die die Natur bewegt wird, und die entsprechende Lage aller Entitäten, aus denen sie zusammengesetzt ist, würde, wenn sie darüber hinaus mächtig genug wäre, um alle diese Daten einer Analyse zu unterziehen, in derselben Formel die Bewegungen der größten Körper des Universums und die des kleinsten Atoms umfassen. Für sie wäre nichts ungewiss, und die Zukunft ebenso wie die Vergangenheit wären ihr offenbar.")



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